Der Raum der Trauer

von Markus Bodenmüller


Es gab einen Raum im Haus,
der lange unbenutzt war.
Kein Staub lag darin,
nur Stille.

Niemand hatte ihn verschlossen.
Und doch betrat ihn kaum jemand.
Denn er hatte keine Aufgabe,
keinen Tisch, keinen Stuhl,
keinen Namen.

Eines Abends
öffnete sich die Tür von selbst.
Nicht durch Mut.
Nicht durch Entscheidung.
Sondern durch Tränen.

Der Raum nahm sie auf
wie Regen ein trockenes Feld.
Er fragte nicht,
wem sie galten.
Er zählte nicht die Jahre,
die Schritte,
die Verluste.

Er war einfach da.
Weit genug
für das, was schwer war.
Still genug
für das, was blieb.

Und in diesem Raum
stand nichts,
außer einem leisen Wissen:

Dass Trauer
kein Abgrund ist,
sondern ein Ort.

Ein Ort,
an dem die Liebe
sich endlich hinsetzen darf.

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