Wenn Tun nicht reicht

Über Richtung, Kontur und das Recht, nicht sofort weiterzulaufen


Wir leben in einer Zeit,
die Bewegung liebt.

Überall heißt es:
Gib Gas.
Bleib dran.
Mach weiter.
Zähl runter.
Fang an.

Und vieles davon ist nicht falsch.
Ins Tun zu kommen kann retten.
Kann lösen.
Kann aus Lähmung führen.

Doch es gibt eine leisere Wahrheit:

Nicht jedes Tun führt irgendwohin.

Tun ist kein Wert an sich

Man kann jahrelang in Bewegung sein.
Diszipliniert.
Konsequent.
Tapfer.

Und trotzdem immer weiter
an sich vorbeilaufen.

Dann ist das Problem nicht fehlende Motivation.
Sondern fehlende Richtung.

Mehr Tempo löst das nicht.
Mehr Druck auch nicht.
Es macht den Irrtum nur effizienter.

Coaching bringt ins Tun

Coaching ist darin sehr gut.
Es hilft, Widerstände zu überwinden.
Es vereinfacht.
Es aktiviert.

Es fragt:

  • Was ist der nächste Schritt?
  • Wie kommst du ins Handeln?
  • Wie bleibst du dran?

Das ist wertvoll.
Und oft notwendig.

Doch Coaching setzt meist stillschweigend voraus,
dass die Richtung bereits stimmt.

Aber Richtungswechsel entstehen woanders

Ein Richtungswechsel passiert nicht im Beschleunigen.
Nicht im Zählen.
Nicht im „Jetzt erst recht“.

Er entsteht im Innehalten.

In Momenten wie:

  • einer Müdigkeit, die nicht weggeht
  • einem Widerstand, der sich nicht auflösen lässt
  • dem Gefühl: Ich tue viel – aber es trägt nicht

Das sind keine Schwächen.
Das sind Hinweise.

Innere Kontur kommt vor der Handlung

Bevor ein Schritt wahr wird,
braucht er einen inneren Rand.

Ein leises Wissen:

  • Das bin ich.
  • Das ist meins.
  • Hierhin will ich – oder eben nicht mehr.

Ohne diese innere Kontur
wird Tun zur Gewohnheit.
Oder zur Flucht.
Oder zur Perfektion des Falschen.

Manchmal ist das Aufhören
der ehrlichere Schritt.

Nicht für immer.
Nur lange genug,
bis die Richtung wieder spürbar wird.

Eine Mitbewegung, kein Gegenschlag

Es geht nicht darum,
Tun schlechtzureden.

Es geht darum,
ihm etwas zur Seite zu stellen.

Eine Kultur des Hörens.
Eine Würde des Zögerns.
Ein Recht auf Orientierung.

Denn nicht jede Bewegung ist Fortschritt.
Und nicht jedes Stehenbleiben ist Rückschritt.

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