Der Kompass ohne Nadel

Ein Mensch trug lange einen Kompass bei sich.
Er war schön gearbeitet,
lag gut in der Hand
und hatte schon vielen geholfen.

Eines Tages blieb die Nadel stehen.

Nicht wild.
Nicht kaputt.
Sie bewegte sich einfach nicht mehr.

Der Mensch klopfte dagegen.
Drehte den Kompass.
Hielt ihn höher.
Dann wieder tiefer.

Andere sagten:
„Du musst ihn nur benutzen.“
„Kompass ist Kompass.“
„Guck doch einfach nach Norden.“

Aber der Mensch spürte:
So funktioniert es gerade nicht.

Er legte den Kompass beiseite
und setzte sich.

Nicht, um aufzugeben.
Sondern um zu warten.

Mit der Zeit
bemerkte er etwas anderes.

Nicht die Richtung –
sondern die Landschaft.

Den Stand der Sonne.
Den Wind.
Den Boden unter den Füßen.

Als er den Kompass später wieder aufhob,
bewegte sich die Nadel noch immer nicht.

Aber sie wurde auch nicht mehr gebraucht.

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