Über die Vorsehung
von Markus Bodenmüller
Und ich fragte mich, was Vorsehung wohl sei.
Mein Herz lachte erst,
dann wurde es still
und begann zu sprechen:
Vielleicht ist sie
das leise Neigen eines Weges,
noch bevor wir einen Schritt tun.
Nicht wie ein Plan auf Papier,
sondern wie Schwerkraft für die Seele.
Ich habe Wege gesehen,
die mich riefen —
und ich blieb stehen.
Nicht aus Mangel an Mut,
sondern aus Angst,
das Vertraute zu verletzen.
Der Verstand liebt Sicherheit —
die Seele liebt das Werden.
Es gibt Momente,
in denen man spürt,
dass das Leben schon losgelaufen ist —
und man selbst den Atem anhält,
während das Leben schon atmet.
Doch Vorsehung kennt keine Verspätung.
Sie wartet —
geduldiger als jede Zeit.
Manchmal zeigt sie sich
in einer Hand,
die wir zu lange nicht nehmen,
in einer Entscheidung,
die uns verfolgt,
bis wir sie endlich treffen.
Oder in dem einen Blick,
der uns entlarvt
und heimruft.
Vielleicht ist Vorsehung
nur die Liebe des Lebens zu uns —
und Hingabe der Moment,
in dem wir aufhören,
diese Liebe zu bezweifeln.
Und wenn ich frage:
„Wie erkenne ich dich?“
antwortet sie nicht mit Worten,
sondern mit einem Schritt,
der plötzlich leicht wird.
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Vielleicht ist Intuition die Stimme des Moments.
Vielleicht ist Glaube die Kraft, weiterzugehen.
Vielleicht ist Vorsehung die Geschichte, die dich ruft.
Vorsehung heißt nicht,
dass ich die Zukunft kenne –
sondern dass die Zukunft mich kennt.