Über menschliche Sprache

Ein stiller Gedanke – von Markus Bodenmüller

Sprache ist nicht dazu da,
alles zu benennen.

Sie ist da,
um jemanden zu meinen.

Und vielleicht ist genau das der Punkt,
an dem sie niemals neutral sein kann.

Denn Sprache
trägt immer eine Haltung.


Vielleicht haben wir begonnen, Sprache zu sehr zu vermessen.
Zu prüfen.
Zu markieren.

Nicht aus Kälte,
sondern aus dem Wunsch, niemanden zu verletzen.

Und doch geschieht dabei etwas Leises:
Der Mensch im Satz tritt einen Schritt zurück,
während die Form nach vorne rückt.

Menschlich zu sprechen heißt nicht,
jede Möglichkeit zu benennen.

Es heißt,
so zu sprechen,
dass sich jemand angesprochen fühlt,
ohne erklärt zu werden.

Vielleicht braucht Sprache weniger Zeichen
und mehr Haltung.

Weniger Korrektheit.
Mehr Gegenwart.


Sprache wird menschlich,
wenn sie nicht fragt, wer jemand ist,
sondern ob er sich angesprochen fühlt.

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