Wenn Klarheit keinen Rand hat
von Markus Bodenmüller
In einem Dorf lebte ein Mann, der klare Worte liebte.
Immer wenn man ihn fragte, wusste er sofort eine Antwort.
Sie war ruhig.
Sie klang richtig.
Manchmal leuchtete sie sogar.
Doch wer länger bei ihm blieb, merkte etwas Seltsames:
Die Antwort hielt nicht.
Kaum war sie gesprochen, begann sie sich zu verändern.
Der Mann erklärte nach.
Er ergänzte.
Er widersprach sich sanft.
Nicht aus Bosheit –
sondern aus Bewegung.
Es war, als hätte jedes seiner Worte keine Kante.
Keinen Rand.
Einmal kam ein Kind zu ihm und fragte:
„Warum bleiben deine Sätze nicht stehen?“
Der Mann lachte verlegen.
„Ich bin halt so“, sagte er.
Das Kind ging zum Fluss.
Es nahm einen Stock
und zog eine Linie in den Sand.
Der Fluss kam.
Und hielt inne.
Nicht weil er musste.
Sondern weil er wusste,
wo er war.
Wenn du hier aufhörst, reicht es.
Wenn du weiter ausprobieren möchtest,
kannst du das auch tun.