Wenn Reden Unklarheit verdeckt

von Markus Bodenmüller


Manche Menschen reden viel.
Nicht, weil sie viel zu sagen haben.
Sondern weil etwas in ihnen keinen Halt findet.

Solange Worte fließen,
muss nichts gehalten werden.
Keine Unsicherheit.
Keine Leerstelle.
Kein Nicht-Wissen.

Reden schafft Ordnung.
Zumindest für den Moment.
Es sortiert, verbindet, erklärt.
Und überdeckt dabei oft genau das,
was eigentlich gespürt werden möchte.

Unklarheit wird dann nicht geklärt,
sondern zugedeckt.

Nicht aus Absicht.
Nicht aus Manipulation.
Sondern aus Schutz.

Denn Stille wäre riskanter.
In der Stille könnte etwas auftauchen,
das keinen Namen hat.
Keinen Satz.
Keinen Plan.

Vielleicht nur ein Gefühl.
Oder ein leiser Satz wie:
Ich weiß es gerade nicht.

Viel Reden hält Abstand zum Körper.
Es bleibt vor der Erfahrung.
Es bewegt sich schnell,
damit nichts stehen bleibt.

Klarheit dagegen braucht Zeit.
Sie kommt selten in langen Erklärungen.
Oft kommt sie in einer Pause.
In einem Atemzug.
In einem Moment,
in dem jemand nichts mehr hinzufügt.

Man hört den Unterschied.
Worte mit Boden klingen anders
als Worte, die sich selbst tragen müssen.


Essenz

Klarheit entsteht nicht durch mehr Worte,
sondern durch den Mut,
einen Moment lang nichts zu wissen.

Nach oben scrollen